Achtung Achtsam!
Aus dem HerzenInhaberin und Geschäftsführerin
dentastico GmbH
Seid ihr schon achtsam? Mit euch selbst? Mit anderen? Macht ihr brav die acht Achtsamkeitsübungen und seid ihr fein dankbar?
Achtsamkeit ist seit über 3000 Jahren eigentlich das Streben nach Wahrheit – in unserer modernen Gesellschaft haben wir Wahrheit mal locker durch mentale Gesundheit ersetzt und das ganze Thema popularisiert.
Und das macht ja auch voll Sinn. Wenn ich als freiwillig erfolgreicher Überflieger mein tägliches Pensum an Ellenbogeneinsatz, Trittbrettfahrertum und Selbstbeweihräucherung absolviert habe, braucht der kleine Narzisst in mir einen mentalen Reset, damit der Blick in den Spiegel nicht zur unmittelbaren Versteinerung führt. Wir toben uns aus auf Instagramm und Co, setzen uns in das vermeintlich richtige Licht, posten Erlebnisse, optimierte Bilder und Ereignisse und kreieren einen Stellvertreter von uns, der uns doch irgendwie fremd ist. Diese Social-Media-Schizophrenie ist unfassbar anstrengend, lässt sie doch den Graben zwischen „wie-bin-ich“ und „wie möchte ich, dass ihr denkt, wie ich bin“ gefährlich tief und weit werden.
Im Gegensatz zu den 70 er Jahren, in denen das Streben nach Achtsamkeit primär mit Wahrheitsfindung korrelierte, bedeutet Achtsamkeit heute oft, ein entschleunigtes Leben zu führen. Es geht um Werte – und Bedürfnisorientierung, um Entschleunigung, Empathie, Resilienz und Selbstliebe.
Wie passt das jetzt zum rasanten Lifestyle auf Insta und Co? Ob fix eine Story hingerotzt oder aufwendig mittels Redaktionsplan produzierter Content: die Information ist schnell da und schnell wieder weg. Nichts ist so alt wie der Feed von eben.
Und dennoch ist nichts so interessant, wie der stete Strom an Neuigkeiten und noch viel besser: die Reaktionen dazu. Deswegen ja auch „social“ Media: es ist die potenzielle Interaktion, der wir hinterherjagen. Achtsam, wie wir sind, bewerten und urteilen wir, verdammen, zerfetzen und beneiden wir einen Post nach dem anderen. Gleichzeitig checken wir den Nutzen für uns, den Informationswert und natürlich die Optik des Subjekts.
Am Ende suchen wir dann ein feines Foto von uns selbst und verfassen einen achtsamen Dankbarkeitspost. Ablasshandel 2.0
Bild: © Dmytro – adobestock.com